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Ephesus – Leben und Wirken des Wegbereiters Hjalfdar in vorgeschichtlicher Zeit

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1-6 Tage

Dieses Buch schildert das Leben und Wirken des „Wegbereiters“ Hjalfdar in vorgeschichtlicher Zeit – in jener Epoche, die als „Goldenes Zeitalter“ vage im Bewußtsein der Menschheit erhalten geblieben und weit vor den bekannten eiszeitlichen Umwälzungen anzunehmen ist.

Das Buch ist Teil einer umfassenden Reihe und entstand auf der Grundlage geistiger Schauungen. Die Verfasser der Texte verstanden sich lediglich als Vermittler. Deshalb ist für dieses Buch kein Autor genannt.

Der Titel des Buches „Ephesus“ bezieht sich auf einen „kosmischen Weltenteil“, in dem der Planet Erde und hier die Entwicklung der Menschheit eine herausragende Rolle spielen.

In der frühen Zeit, die dieses Buch beschreibt, wirken Hjalfdar als Wegbereiter für die Wahrheit, und mit ihm Holda – als Vorbild für die Frauen. 

Die Menschen dieser Erdepoche waren noch vertraut mit den mächtigen Führern der Elemente oder, im Kleineren, mit den helfenden und verbindenden Wesenheiten in der Natur. Im förderlichen Einklang mit ihnen bewältigen sie die Fährnisse dieser Zeit und gewinnen im Erleben einen reichen Erfahrungsschatz.

Hjalfdar gelingt es, von Holda unterstützt, viele Menschengruppen auf dem Weg ihrer geistigen Entwicklung zur Erkenntnis der höchsten Gottheit als Ursprung allen Seins zu führen. So entfaltet sich eine frühe Kultur – ein „Goldenes Zeitalter“ –, in dem Natur und Geist, Himmel und Erde durch den Menschen und sein Wirken segensreich miteinander verbunden sind.

Die große Erkenntnis der über allem stehenden Gottheit als Ursprung allen Seins führt schon zur Zeit Hjalfdars zur Errichtung des ersten Tempels Gottes auf Erden.

Die Schilderungen zu Hjalfdars Leben und Wirken entstanden in der Nähe Abd-ru-shins und weisen einen Weg zu dessen Hauptwerk „Im Lichte der Wahrheit – Gralsbotschaft“. 

Sie verdeutlichen, wie die zeitlosen Werte, die die Gralsbotschaft vermittelt, bereits in der vorgeschichtlichen Zeit das Leben der Menschen zu prägen begonnen haben.

In diesen Werten liegt der Schlüssel, die Herausforderungen und unerkannten Zusammenhänge von damals wie von heute zu enträtseln.

Das ist der tiefere Sinn der Schilderungen des Buches „Ephesus“. Es richtet sich – wie auch die Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“ – an den Einzelmenschen, unabhängig von dessen religiöser oder weltanschaulicher Orientierung.

Das Werk „Im Lichte der Wahrheit – Gralsbotschaft“ ist eine zeitlose Erkenntnisquelle. Die 168 Vorträge erschließen dem Leser die großen Sinnzusammenhänge in der Schöpfung: Leben und Tod, Schicksal und Reinkarnation, Diesseits und Jenseits.

Der Name des Autors der Gralsbotschaft, Abd-ru-shin, bedeutet sinngemäß „Diener des Lichtes“.

Abd-ru-shin hieß mit bürgerlichem Namen Oskar Ernst Bernhardt. Er war Deutscher, wurde am 18. April 1875 in Bischofswerda (nahe Dresden) geboren und starb am 6. Dezember 1941 in Kipsdorf.

Das Buch „Ephesus“ ist Teil der Buchreihe „Verwehte Zeit erwacht“, die mehrere Monographien und – aus unterschiedlichen Blickwinkeln – Schilderungen aus dem Leben bedeutender Persönlichkeiten der Geistesgeschichte enthält. 

Dabei zeigt sich eine große, einheitliche Führung der Menschheit durch das Licht.

Alle Bände erhalten Sie in Leinen gebunden mit einem Schutzumschlag.

ERSTER TEIL

AUF PATMOS, das inselgleich über dem Paradiese der entwickelten Menschengeister schwebt, licht, klar und rein, saß in einem lichtdurchglühten Hain einer der Geschaffenen, welche Patmos ihre Heimat nennen.

Geöffnet lag auf seinen Knien ein noch unbeschriebenes Buch. Seine Hand hielt schon den Griffel, um die Seiten auszufüllen. Doch sein ernstes, friedevolles Antlitz war emporgewendet nach der Höhe, wo sich die Unermeßlichkeit der Urschöpfung erstreckte.
Blendend fiel ein heller Strahl herab, und ein Rauschen klang aus der Höhe, machtvoll anschwellend zu einem allumfassenden, rollenden Donner, der die Worte in sich trug:
»Erfülle nun, Johannes, damit der Ring Deines Werdens sich schließen kann, der einen Teil des Wissens von der Schöpfung und den Wanderungen in sich trägt, die Dir auf Dein Bitten gewährt wurden! Du hast getreu dem Licht gedient. Berichte, was Du schauen und erleben durftest von dem Orte Deines Ursprungs aus, an dem Du Dich nun wiederum befindest!«
Johannes, einst auf der Erde der Lieblingsjünger des Gottessohnes Jesus, beugte sich in andachtsvoller Freude und begann zu schreiben, während gleichzeitig in der Erfüllung für die Erde auch die Feder eines dazu Auserwählten seinen Worten folgen durfte ...

 

ZWEITER TEIL

GEWALTIG rauschten die weiten Wogen des Weltmeeres mit seinen unermeßlichen Tiefen. Sie umsäumten die großen Flächen festen Landes, die vielgestaltet und abwechslungsreich in ihrer Bodenbeschaffenheit aus diesen blaugrünen, gischtenden Fluten leuchteten. Oft weiß und schimmernd wie Kalkgestein, dann wieder rötlich oder von mildem Grün, hoben sich mitten aus den wogenden Fluten kleine, grauweiß schimmernde Hügelketten, aus denen Rauch und sprühendes Feuer hervorbrachen.
In allem Geschehen walteten die Elemente unter wesenhafter Führung. Um den ganzen Erdball spannte sich die feine Hülle dieser Auswirkungen. Lichthell und kristallrein in schimmernd luftigem Blau schwebten die Helfer über der dichten Stofflichkeit dahin und durchdrangen alles belebend mit ihrer anbetenden Tat.
So mannigfaltig die Gründe des festen Landes waren, so mannigfaltig entwickelten sich auch die Geschöpfe. Jede Art des Bodens hatte auch die entsprechenden Tierformen, deren Lebensbedingungen sie hervorbrachte. In den Buchten des großen Meeres, die so gewaltig waren, daß ein Menschenauge nie von einem ihrer Ufer zum anderen zu sehen vermochte, dehnten sich Inselgruppen. An ihren Gestaden waren saftige Gründe mit feinem, hohem Gras. Darunter standen noch Sümpfe. Stundenweit, manchmal tageweit erstreckten sich diese Ebenen.
Nach nordöstlicher Richtung zu wurde die Luft rauher und das Licht grauer. Weithin rauschte es im fernen, undurchdringlichen Urwald; donnernd und brausend antwortete an den vorgelagerten Klippen das Meer.
Unermeßlich weit dünkten diese Fernen dem Erdenmenschen; mit einem Blick aber überschauten und durchdrangen sie die Wesenhaften und die Geister.
Weit dehnten sich Urwälder aus gewaltigen Baumriesen von smaragdenem Grün.
Lange Erdenleben reichten nicht aus, die Fülle der Töne, Akkorde und Melodien einzufangen, die der Wald immer wieder neu gebar.
In Rudeln bewohnten ihn große, schon entwickelte Tiere. Echsenarten von mächtiger Höhe bevölkerten den sumpfigen Grund, reichten mit langen, biegsamen Hälsen hoch empor über die schwingenden Gräser und holten sich ganze Äste und Bäume als Nahrung.
In der Umgebung dieser Tiere war der Wald zum wilden, zerknickten, zerstampften Dickicht geworden. Dort bauten sie ihre Nester, gebaren und nährten ihre Jungen in der brütenden Schwüle, die unter den Bäumen schwelte. Keines Menschen Fuß hatte zu dieser Zeit die sumpfigen Gründe betreten, darin die Echsen hausten.
Wenn auch die Tage oftmals sonnig und warm waren, meist lagen doch graue, trübe Nebel über jenen Wäldern, und die Nächte waren empfindlich kalt.
Weither schallte das Brüllen des großen, zottigen Riesenelefanten und das Röhren der Hirsche, die in ungeheuren Rudeln in den tieferen, ins Land weit hineinragenden Laub- und Nadelwäldern lebten.
Die Arten der Bäume waren der jetzigen Natur so völlig fremd, daß sie kaum noch zu vergleichen sind. Dennoch sind sie, trotz aller Umwälzungen und Vernichtungen, trotz allen Wandels dieser langen Epochen, die Urväter des Samens zu nennen, der jetzt noch immer wieder Neues aus der Erde hervortreibt.
Riesige, affenähnliche Tierarten mit großen Hauzähnen und Hörnern auf dem Nasenbein machten auch hier den wilden und dennoch friedvollen Wald unruhig.
Ihr Gebrüll tönte rauh und heiser, ihre Nester, die sie auf Bäumen gebaut hatten, troffen von Unrat. Aber es waren nicht mehr viele; es schien, als ginge diese Art an ihrer eigenen Unzulänglichkeit ein.
Was die Natur bot, war groß, kraftvoll und gewaltsam, fast furchtbar in Ausmaß, Kraft und Wirkung. Dies war die Welt des Stoffes, durch die die Riesen lachend, befehlend und scheltend schritten, darin sie Freude fanden an der Ähnlichkeit mit ihren gigantischen Ausmaßen.
Und dennoch befaßten sie sich nicht viel mit dem Hegen dieser Welt; denn die Riesen strebten mit einer sehnsuchtsvollen Treue und Ergebenheit dem Geistkeime zu, wohl wissend, daß er anderer Art war als sie.
Sie liebten die Geistkeime, die in ungewöhnlich großen Körpern am nordöstlichen Rande dieser Wälder zur Erde gekommen waren.
Sie schützten sie, betreuten ihre Arbeit, halfen im Kampf ums Dasein, wie und wo sie konnten.
Wie große, vierschrötige Säulen standen diese Urzeitmenschen auf ihrer weiten, im Dämmer des Nebels brauenden Mutter Erde.
Einfältig waren sie wie Kinder. Mehr Tier noch als Mensch. Rauh und weich, liebevoll das Schwache schützend, hart mit Ur und Mammut ringend, ohne List, nur durch Kraft und Mühe und durch die Hilfe der »Neblichten«, wie sie die Riesen nannten.
Die Riesen galten für sie als höhere Wesen, die ihnen unendliches Zutrauen einflößten, aber auch Ehrfurcht; denn sie waren größer und kraftvoller und vermochten mit einem Schritt große Strecken zu überqueren, wozu die Menschen weder räumlich noch zeitlich imstande gewesen wären.
Noch hatten sie keine Wohnstätten. Sie hausten nicht anders als die Tiere, die bei Nacht unterkrochen und sich des Tages am sonnigen, warmen Gestade aufhielten.
Sie kämpften, um zu leben, zum Schutz und für ihre Nahrung. Frauen lebten genau wie die Männer, nur wenn sie Junge aufzogen, die aber sehr bald selbständig waren, bauten sie Nester auf den Bäumen, wohin kein Tier gelangen konnte.
Ihre Nahrung mußten sie roh essen; denn sie hatten kein Feuer. Vor allen Naturgewalten, Sturm, Blitz und Donner verkrochen sie sich.
Die Geistkeime schliefen noch in ihren dichten Hüllen, rein aber tief; nur das Bangen erweckte sie, nur Not und Kampf machte sie rege, und die Riesen, die so viel wußten von dem, was die Geistkeime wissen sollten, mühten sich, sie immer mehr mit ihrer liebenden Hilfe zu erwecken. Die Geistkeime hingen dafür mit rührendem Vertrauen und Liebe an den Neblichten und waren dankbar für deren Schutz und Rat.
Rauh wie alles an ihnen und um sie waren auch ihre Laute, die zur Sprache werden sollten. Ganz langsam gelang es ihnen, sich miteinander zu verständigen.
Das hatten die Riesen sie gelehrt, die ihnen zuerst Begriffe gaben, welche die Menschen dann in Lauten auszudrücken sich mühten. Die Laute wieder nahmen sie aus den Bewegungen und Tönen in der Natur, die sie nachzuahmen suchten.
Immer mehr erweiterte sich ihre Ausdrucksweise, erweiterte sich auch das Begriffsvermögen und daraus die Fähigkeit, sich auszudrücken.
So flüsterten ihnen mit Hilfe der Wesenhaften die Bäume, Tiere, Pflanzen und Elemente, Himmel, Sterne und Erde ihre Namen zu, die sie in einfältigem, lauschendem Geöffnetsein aufnahmen.
Es währte nicht lange, da gab es eine Spaltung bei diesen Geschöpfen. Die einen blieben stehen, die anderen entwickelten sich weiter in Form und Bewegung.
Dies aber machte sich sehr bald im Ausdruck und in der Gestalt bemerkbar, in der aufrechten Haltung und besonders im Gang. Während ein Teil den Gang und die Beugung des Tieres beibehielt, näherte sich der andere Teil der Haltung der Neblichten, die immer mehr zum Vorbild wurden.
Es währte nicht lange, und die Unterschiede in dieser eigentlich gleichgearteten Urmenschenrasse machten sich zwischen ihnen so fühlbar, daß sie sich trennten. Diesen Anstoß gaben die Riesen, indem sie denen, die sie betreuten, rieten, vor der Zeit der Stürme sich feste, sichere Heimstätten zu suchen und mit ihnen mehr gegen Osten zu ziehen.
»Aus dem Osten kommt das Licht, dem geht entgegen; denn es wärmt, erleuchtet und belebt. Ihr werdet es an der Sonne sehen, die dort heller durch die Nebel scheint. Dort werdet Ihr viel erleben, viel erfahren, und wir können Euch viel mehr helfen als hier, wo der wilde Ur zerstört, was unser Fleiß Euch in Tagen geholfen hat. Ihr wollt doch werden wie die Lichtasen, von denen Urus Mund Euch neulich sang.«
Und so geschah es. Der aufwärtsstrebende Teil brach sofort auf. Keiner schloß sich an, der nicht zu ihnen gepaßt hätte. Wie die Riesen einen Führer hatten, so machten es nun auch die Urmenschen. Sie gaben ihm den Namen Ar.
Ar war der Größte, der Kraftvollste und der Weiseste. Er kannte die Rufe aller Tiere, kannte die Sprache der Wolken und der Winde. Er wußte, wann der Feuerflammende vom Himmel fahren würde, wann die Sonnenscheibe empor- und hinabfuhr. Er wußte, wann die Stürme Regen brächten, wann die Tage länger wurden; er kannte die meisten Worte und fand immer wieder neue.
Groß war er und breit, rötlich-blond sein Haar und Bart, und feines Haar bedeckte nur noch die bloßen Stellen seines Körpers. Sie alle trugen Tierfelle um Leib und Rücken, zuweilen sogar mit den Köpfen und dem Gehörn, das drohend und wuchtig nach oben ragte. Ar hatte ein Fell des selbsterlegten, zottigen Ur, den er mit der Kraft seiner Fäuste niedergerungen und mit der Keule erschlagen hatte. Darum nannten ihn seine Gefährten auch den Ur-Ar.
Ur-Ars Augen waren von tiefer Bläue, sie blitzten so hell wie der Himmel an den schönsten Tagen; nichts konnte ihnen entgehen.
Er liebte die Riesen, weil sie seinem ganzen Wesen mehr zusagten als die Menschen, und manchmal meinte er, er müßte etwas von ihrer Art in sich haben. Es zog ihn stark zu ihnen in ihr lichtes Reich, von dem sie sprachen, wo Wolken riesige Burgen trugen, Berge und Höhen, Wälder und Seen, und wo die Herren aller Elemente von blitzfunkelnden Thronen ihre Befehle aussandten.
Alles, was er auf Erden errang an Beute und Frucht, das wollte er zu diesen Lichten tragen, die ihm Not und Glück schaffen konnten, je nachdem, ob sie ihm gewogen waren. Und alle seine Freunde sollten so denken, so fühlen, so handeln wie er, damit ihnen der Schutz und Segen dieser Lichten auch nie verlorenging. Einfach wie in seinem Wesen und seiner Art war er auch in seinem Denken. –
Frauen und Kinder wurden auf die Wanderung mitgenommen. Während die Kinder jedoch eine Art Gleichberechtigung mit den Männern besaßen, besonders die Knaben, waren die Frauen mehr den Zugtieren gleichgeachtet, die sich die Männer abgerichtet hatten.
Sie gerbten mit Steinen die Felle weich und bereiteten auch die Fleischstücke zur Mahlzeit; sie rüsteten Nester, nährten die Kinder und lehrten sie laufen, klettern und sprechen. Mit dem Wachsen der Begriffe und des Ausdrucks, mit der Bildung des Wortes aber entwickelten sich auch die Frauen, und je mehr sie der aufgehenden Sonne zugingen, desto mehr schienen sie aufzuleben.
»Hört!« sprachen die Riesen eines Abends zu ihnen, als sie auf der Wanderung Rast machten und sich im tiefen Walde ein Nest und für die Tiere eine Hürde gebaut hatten.
»Hört, wir wollen Euch etwas Schönes künden. Wenn Ihr weiter der aufgehenden Sonne zuschreitet, dann könnt Ihr Euch das Reich des Lichtes auf Erden erringen. Denn Euch kommt einer entgegen, den haben die Lichten ausgesendet. Er ist ein Mensch wie Ihr in Fleisch und Blut, wenn auch von höherer geistiger Abstammung. Er hat den Namen ›Hjalfdar‹, das heißt für Euer Begreifen: Hilf Dir.
Und er ist Euer Herr auf Erden und Euer Vorbild. Wir Riesen kennen und lieben ihn. Wir führen Euch zu ihm und ihn zu Euch.«
Von da an ging es noch schneller vorwärts; denn nun hatten sie ein Ziel, ein Ziel im Geiste, dem sie zustreben konnten.
Etwas so Wunderbares! Ihre Gedanken beschäftigten sich im Wandern Tag und Nacht damit.
»Einen Menschengeist in Fleisch und Blut, den die Lichten gesendet haben!« So hatten die Riesen verheißen, und was die Riesen sagten, war immer die Wahrheit. Ihre Gedanken hielten daran fest. Wie mochte der Sendling der Lichten sein? So wie Ur-Ar? Er war bisher außer den Riesen das Höchste, was sie kannten. Ihm eiferten sie nach. Was mochte er sagen? Konnten sie ihn überhaupt verstehen?
Aber die Riesen hatten gesagt:
»Ihr werdet ihn verstehen und alles lernen, was Ihr dazu braucht.«
Da waren sie zufrieden. Mit großer Wachsamkeit schritten sie weiter und erlebten viele Kämpfe, viel Mühe und manche Gefahr. Aber immer waren die Riesen im rechten Augenblick helfend zur Stelle.
Als die Sonne nach vielen Tagen ihrer Wanderung aufging, da flog aus ihr ein weißer Vogel, wie sie noch keinen gesehen hatten, geradewegs vom Himmel auf die Menschen zu. Die Sonne selbst hatte einen lichtweißen Nebelring, blitzend und funkelnd brachen sich ihre Strahlen in diesem Nebel, durch den sie dennoch sichtbar war in einer bisher nie geschauten Kreuzesform.
Ein heiliger Schauer, eine Stille lag über der Natur. Glühend glänzten Blatt und Gras in der silberweiß schimmernden Sonne, und der Glanz am Himmel schien sich immer weiter auszudehnen.
Mitten im mühsamen Kampf durch kniehohes Buschgras war der Menschenzug stehengeblieben. Weißbeleuchtete Gesichter hoben sich wie verklärt dem Zeichen der Lichtasen zu.
»Dort, wo Sonnvater ausfährt, ist das Tor zu Lichtasenheim, davon die Riesen erzählen. Ich weiß es ganz genau, dorther kommt auch der Hilf dir, der uns verheißen ist, und er ließ den weißen Vogel fliegen.«
Das hatte Ur-Ar gesagt. Es war, als hätten ihn die Sonne und ihr lichtes Rad erleuchtet.
»Dieses Sonnenbild wollen wir nimmer vergessen«, sagte Ur-Ar wie im Traum, »das gibt uns Kraft. Wir wollen es mitnehmen.«
Sie ließen sich nieder und suchten kleine Steine.
»Dort oben ragt ein Block, den wollen wir damit zieren.«
Auf einer kleinen Hügelkette stand hoch und steil, wie von Riesenhand hingestellt, der Urmenschen erster Markstein. Als sie ihn nach wenigen Schritten erreicht hatten, sagte ein Neblichter:
»An diesem Stein müßt Ihr vorbei. Zur rechten Stunde ist er Euch Markstein für den Weg ins Licht. Ritzt dieses Heilige Kreuz des Lebens in den Stein zum Zeichen Eurer Liebe zu dem Licht!«
Mit der Hilfe des Riesen war diese Arbeit bald und schnell getan. Und alle, die daran beteiligt waren, fühlten eine bisher noch nie gekannte Seligkeit.
Von der Stunde an ging alles noch einmal so leicht. Brauchten sie Nahrung, so fanden sie Früchte oder Vögel oder einen See mit Fischen; sollten sie ruhen, so waren sie einem schattigen, geschützten Hügel nahe, wollten sie schlafen, so störte sie kein wildes Getier mehr.
Auf den Strahlen der wesenhaften Helfer kam Hilfe über Hilfe heran, getrieben von einer höheren Kraft. Und die Menschen öffneten sich, erkannten die Hilfe und lernten daran.
Die Gegend wurde hügelig und wasserreich, und es gab dort viele Vögel, die gar nicht scheu waren.
Immer weiter dehnten sich fischreiche Seen; daneben gab es andere mit unterirdischen warmen Quellen. Die Menschen tauchten in sie und freuten sich an dem herrlichen Wasser und der strahlenden Sonne nach dem Bade.
Sie dachten schon kaum mehr an die nebelgrauen, feuchtkalten Wälder, in denen Ur und Mammut und die großen Echsen so viel Unheil anrichteten. Sie lebten nur der Gegenwart und dem Ziele, das ihnen die Neblichten gezeigt hatten.
Immer befaßten sie sich mit dem »Licht«, so nannten sie das Kreuz im Ringe. Ur-Ar saß oft lange sinnend vor dem kleinen Stein, in den er sich »das Licht« gegraben hatte und den er an einem dünnen Fasergewinde um den Hals trug.
Sah er den Kreis an, der die beiden Striche umschloß, so war ihm, als wäre alles rund im Himmel und auf Erden. Wenn er weiter darüber nachdachte, ergriff ihn ein Gefühl des ewigen Kreisens und Bewegens, das ihn zuerst fast beängstigte, dann aber beglückte. Er fühlte sich hineingezogen in diese Bewegung und mit allem verbunden.
Schaute er aber auf das Kreuz, so wurde ihm leicht und hell. Blickte er den Längsstrich an, so kam eine Kraft von oben und verband ihn von unten mit oben, sah er den Querstrich, so war dieser der Ausgleich, die Ergänzung dazu, die er sich dachte. Ausstrahlend gab er immer wieder Verbindung mit der Kraft von oben nach unten. So erlebte Ur-Ar das Kreuz der Wahrheit. Darüber hielt er Zwiesprache mit den Riesen.
»Mir ist, als könne ich nichts Falsches tun, wenn ich es anschaue.«
Das freute die Riesen sehr. Und Ur-Ar erlebte eine Freude nach der anderen, seitdem er das Licht gefunden hatte. Ihm war, als gingen seine Augen von Tag zu Tag weiter auf für die Fülle des Lebens, die sich dem Menschen bot.
Manchmal war eine so große, kraftvolle Freude in seinem Herzen, daß er es machte wie die großen Hirsche, die ihr Gesicht der Sonne zuwandten und laut schreiend den Tag begrüßten.
Er streckte dann seine Arme hoch empor und fühlte, wie die Hände die Strahlen des Lichtes begierig in sich aufsogen. Eine solche Kraft und Wärme durchdrang ihn bei diesem Sonnengruß, daß er erschauernd in ehrfürchtigem Dankgefühl die Hände auf der Brust kreuzte.
Als Ur-Ar dies zum erstenmal in aufjauchzendem Dank tat, kreiste ein mächtiger, blendendweißer Vogel mit ausgebreiteten Schwingen im blauen, sonnendurchfluteten Licht. Ur-Ar bewegte dieser Anblick sehr. Das fühlten auch seine Gefährten. Sie nannten den mächtigen Vogel deshalb Ar. Der Vogel blieb viele Tage über ihnen und zog mit ihnen gegen Osten.
Die Landschaft begann nun völlig anders zu werden. Sie kamen an einen großen Fluß, hinter dem der Boden anstieg und braun und sandig wurde.
Die Menschen trieben ihre Tiere in den seichten, aber breiten Fluß und folgten ihnen nach. Die Lebensmittel hatten sie in Häute verpackt, die sie auf den Köpfen trugen.
Auf der anderen Seite des Flusses versanken ihre Füße im Sand.
Zu ihrer großen Überraschung entdeckten sie eine Spur im Sande. Hier mußten schon Menschen vor ihnen gegangen sein. Von Norden gegen Südosten zog sich die Spur, direkt auf den Punkt zu, an dem sie standen. Dann ging sie im Bogen auf der Höhe weiter, das Tal unberührt lassend. Sie mußten weiter oben den Fluß durchschritten haben.
Ur-Ar beschloß, mit seinen Begleitern den Spuren zu folgen, die zahlreich und groß waren und darauf schließen ließen, daß auch Tiere sich dabei befanden. Tiefe Furchen waren durch den Sand gezogen, die sie kopfschüttelnd betrachteten. Und die Tierspuren übertrafen an Größe die ihrer heimischen Tiere. Es waren Zweizeher, ein Einzeher mußte aber auch dabei sein.
Da zeigten sich die Riesen:
»Ihr seid nun auf der Spur und werdet bald mit Hjalfdar zusammentreffen. Er erwartet Euch. Säumt nicht, rastet nicht; jede Stunde ist kostbar, die Euch dem Helfer näherbringt. Freut Euch und lauscht, wie Euch die Lichten führen. Alle die Tiere, deren Spuren Ihr jetzt nachsinnt, werdet Ihr bald leibhaftig bestaunen können. Haltet Euch nicht auf mit Überlegen; denn gut wird es sein, wenn Ihr bis zum anderen Abend die sandige Bank hinter Euch habt. Dann habt Ihr Schutz vor drohendem Sturm.«
Der Tag war heiß. Ein feiner, warmer, trockener Wind pfiff aus Süden. Bleifarben war der Himmel, bleiern auch die Glieder der Menschen. Der Wind brachte einen Geruch wie von kochenden Erzen mit sich; in dem braungelben Sande glitzerten zuweilen kupferfarbene Stäubchen.
Es lag wie verhaltene Drohung in den Lüften. Der Ar flog nicht mehr mit ruhigem Flügelschlag über den Wandernden, sondern er zog in großer Höhe über den Nebeln seine Kreise und badete sich wie zuvor in den reinen, durchsonnten Wellen des Äthers. Er war den Menschen nicht mehr sichtbar. Alle waren bedrückt.
Da fanden sie auf ihrem Wege einen Stein. Es war ein milchweißer, geschliffener Stein, wie sie noch keinen gesehen hatten.
Wie Kinder jubelten sie. Wie schön war dieser Stein! Und als ihn Ur-Ar aufhob, folgte eine große Stille dem Sturm der Freude. Auf dem Steine sahen sie ihr lichtes Sonnenmal eingegraben, den Ring mit dem Kreuze!
Das lichte Zeichen erschütterte die Geister tief, die langsam erwachten. Wie ein leiser Atem aus Gottes ewigen Reichen wehte es an ihnen vorbei, ein leises, noch ungewisses Ahnen weckend, ein Erinnern an die seligen Gärten ewigen Lichtes, von denen sie ausgegangen waren.
Sie konnten es nicht erfassen, nicht nennen, nicht halten, dieses Glücksempfinden, das im nächsten Augenblick schon ungewisses Heimweh war. Keiner sprach es aus. Jeder hatte es erlebt, war tief ergriffen; aber einfach, ohne Überschwang blickten sie auf Ur-Ar, den Führer. Dieser hatte Tränen in den Augen.
»Hilfdir hat uns dies zum Zeichen gegeben. Wir sind auf der richtigen Spur!«

...

More Information
ISBN 978-3-87860-118-0
Dimensions 16,50 x 23,50 cm
Format Leinen mit Umschlag
Number of pages 228
Language Deutsch
Delivery time 1-6 Tage